Wildhecken & Obstwiese - Becklingen - im Norden des Celler Landes

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Wildhecken & Obstwiese

natürliches
Hecken und Streuobstwiesen sind Merkmale einer Kulturlandschaft, die in den zurückliegenden Jahrhunderten durch Menschenhand entstanden sind und einer jeweils ganz besonderen Tier- und Pflanzengesellschaft einen Lebensraum bieten. Sie dienten bei ihrer Anlage auch als Abgrenzung zum Nachbarn und der Einfriedung des Viehs. Allerdings sind durch Entwicklungen in unserer Kulturlandschaft, durch Bewirtschaftung und verändernde Ernährungsmöglichkeiten diese Lebensräume vielerorts wieder verschwunden.
So sind bereits vor Jahrhunderten Obstwiesen an den alten Bauernhöfen angelegt worden, dienten sie auch der Versorung  und Ernährung. Allerdings sind nur wenige davon erhalten geblieben, die meisten sind "in die Jahre" gekommen, wurden nicht mehr gepflegt oder sind schlichtweg gewichen. Auch in Becklingen gibt es noch vollständig erhaltene Obstwiesen, die sich heute in Rinder- bzw. Schweineweiden integrieren. Mit dem Weichen der natürlichen häuslichen Obstwiesen entstand in den 80ern ein Bewußtsein zum Anlegen von künstlichen Streuobstwiesen.

So legte auch der Ortsrat Becklingen im Jahre 2000 die erste Streuobstwiese an. Auf gut zwei Morgen Fläche, angepachtet von der Stadt Bergen, pflanzten Becklinger Bürger 43 verschiedene Obstbäume. Eingesetzt wurden ausschließlich altbekannte und heimische Sorten, im Bereich der Apfel und Birnenbäume ausschließlich Hochstämme auf langsam wachsende Unterlagen. Die Soten wurden alle schon vor 1900 angebaut und sind zischen 100 und 200 Jahre bekannt. Kenner finden bekannte Sorten wir Dickstiel, Schöner von Boskop, Gravensteiner, Kalrapfel, Eiserapfle, Prinzenapfel, Goldparmäne, Rote Sternrentte, Danziger Kantapfel, Gellerts Butterbirne, Conferenzbirno oder die Köstliche von Charneu. Die Anlage diente der Wiederherstellung und Ergänzung noch zum Teil vorhandener Streuobstwiesen, die seit Jahrhunderten typisch für die Dörfer waren.

Schon vor der Streuobstwiese wurde in Becklingen eine Hecke angelegt. Hecken sind längliche Gehölzstreifen, die vor allem aus Laubsträuchem zusammengesetzt sind. In der Wiesen- und Ackerlandschaft teilen Hecken die Großflächigkeit, was anderer gegen eine moderne Bewirtschaftung spricht. Sie bestehen hauptsächlich aus nieder- bis mittelwüchsigen Sträuchern, können aber auch mit Bäumen durchmischt sein. Es gibt Windschutzhecken, Feld begrenzende Hecken und Gartenhecken. Becklingen hat sich dem Wildacker- und Wildheckenprogramm angeschlossen und für eine solche Hecke gestimmt. Denn Hecken sind nicht nur landschaftliche Augenweiden, sondern auch wichtige Elemente ökologischer Vernetzung. Entlang von Hecken breiten sich besondere Pflanzen- und Tierarten aus, die einander bedingen: Strauchbeeren bieten den heimischen Vögeln wichtige Nahrung und sind zugleich Rückzugsgebiete für Nützlinge aus angrenzenden Feldern.

Die links im Bild befindliche Hecke führt vom Ortsrand linksseitig entlang dem Kinderberg zur Bundesstraße 3. Mit der Hecke wurden 14 Bänke in den Jahren 1995-1997 im Gemarkungsbereich aufgestellt.
Nicht überall kann man eine Hecke anlegen, aber zumindest sind Randbegrünungen und Bepflanzungen ebenso möglich. Entlang des Dorfmarker Weges bespeilsweise oder auch auf einem Privatweg in Zusammenarbeit mit dem Landwirt und dem Ortsrat, rechts im Bild der Feldweg bei Stuckes.
Natürlich wachsen Bäume auch und müssen regelmäßig beschnitten werden. So mancher Landwirt empfindet es allerdings als lästig, denn ein Acker läßt sich nun einmal effizienter bearbeiten, wenn er groß und rechteckig ist und nicht mit Bäumen, Sträuchern oder gar Hecken unterbrochen und beschattet wird. Dazu wird dann mal eben stumpf ein jahrhunderte alter Sandfeldweg, der von der Ortschaft in den Wald und ins Moor führte, weggepflügt. Losgelöst von der Nutzung sind damit Kornblumen, Mohnblumen und Brutmöglichkeiten für Feldlerche und Rebhuhn mit untergegangen. Nichts dergleichen findet sich noch. Der Ertrag auf 1200 m² mehr und durchgängiges Ackern ist der Profit. Angepflanzte Hecken und Baumreihen werden "millimeter" genau beschnitten, nur um eine Beschattung des Feldes zu verhindern oder um besser fahren zu können. Nachfolgende Bilder zeigen den selben Weg beispielhaft, wie eine Tanne und benachbarte Bäume "einseitig" beschnitten wurden.


Letztlich fallen neben wild aufgelaufenen Tannen auch eigens angepflanzte Bäume und Obstbäume der großflächigen Bewirtschaftung zum Opfer. So wird ein Baum wieder nur einseitig "geschoren" (links), damit man mit dem Trecker vorbeikommt, während ein anderer Strauch der Kettensäge ohne Sinn und Verstand herhalten muß (rechts). Ein solches Fuhrwerken ist nicht zu erklären - was stört, kommt weg. Da hier auch viele Obstbäume stehen, wäre ein vernüftiger Schnitt sinnvoll. Es gibt noch viele weitere Beispiele in Becklingen... Da mag man sich fragen, warum so etwas mit Greening-Prämie und Prämien für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen vereinbar ist, wenn schon nicht im Kleinen damit begonnen wird.
Doch davon darf man sich nicht entmutigen lassen. „Loch buddeln, Steine raus, Strauch rein, Erde festklopfen“ – so einfach haben die Kinder das beschrieben, was der Ortsrat am 18. März 2023 durchgeführt hat: eine neue Wildrosenhecke. Rund 25 freiwillige Helfer aus Becklingen hatten eine rund 300 Meter lange Wildhecke hinter dem Neubaugebiet am Weg „Vor dem Horste“ angelegt. Doch ganz so einfach, wie die jüngsten Teilnehmer der in Kooperation mit der Stadt Bergen und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung Niedersachsen umgesetzten Aktion es beschrieben, war es dann allerdings doch nicht, denn bereits 2022 wurde mit der Planung dieser neuen Wildhecke begonnen. So hat der Ortsrat frühzeitig Kontakt zur Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung aufgenommen und bereits im Oktober 2022 über die Stadt Bergen einen Antrag auf Bezuschussung gestellt. Im Februar bewilligte die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung dann das Projekt und förderte sämtliche Pflanzen, im Gegenzug verpflichtete sich der Ortsrat, sämtliche Arbeiten zu übernehmen und die Kosten zu tragen. Nach Kontakt mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Celle wurde die Auflage, dass nur standortheimische Gehölze aus dem norddeutschen Tiefland angepflanzt werden, umgesetzt. Entsprechend wurden heimische und an den Standort angepaßte Sorten wie die altansässige Hundsrose, die Bibernell- und Weinrose, aber auch Schlehen und Heckenkirsche ausgewählt. Durch die Auswahl der Pflanzen soll ein möglicher vielfältiger Nutzen aus Schutz, Blütenpracht und Früchten sichergestellt werden. Die Pflanzen wurden zweireihig vor den bereits vorhandenen Bäumen gesetzt, so daß im Laufe der kommenden Jahre ein gemischte, mit Obstbäumen durchsetzte Hecke entsteht. Wildrosen sind nicht sehr anspruchsvoll und gedeihen so gut wie auf jedem Untergrund. Die typische Wildrosenblüte ist einfach gefüllt mit fünf Blütenblättern und blüht einmal im Jahr. Im Herbst bilden sie Hagebutten aus, die Vögeln als Nahrung dienen. Und in ihrem dichten, dornigen Zweigwerk können Vögel geschützt brüten.
 
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