Woher kommt der Name - Becklingen - im Norden des Celler Landes

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Woher kommt der Name

historisches
   
Den Ortsnamen muß man im Wandel der Zeit betrachten und da hieß Becklingen nicht immer Becklingen:  
Bekelinge (1231) – Bekelige (1258) – Bekelynge (um 1380) – Bekelinge (1386) – Bekelingh (1402) – Becling (1470) – Becklynghe (1495) – Bekelingk (1520) – Beckling (1598) – Becklingen (ab 1650)

Quellen:
1231 Bekelinge - Verdener Urkundenbuch, Abt. I, Nr. 314 S. 351: Lateinischer Inhalt: Bekelinge tres domus (drei Höfe)
1253 Bekelinge - Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe (gehört evtl. nicht zu unserem Becklingen)
1258 Bekelige - Walsroder Urkundenbuch Nr. 49, S. 47): decimam in Bekelige (der Zehnte (Steuer) in Becklingen)
1342 - 1352 Bekelinge - Verdener Urkundenbuch, Abt. II, Nr. 584 S. 510
1374 - 1381 Bekelynge - Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. Bd. 5: Vom Jahre 1374 bis zum Jahre 1381
1378 Bekelynge - Celler Flurnamenbuch: Die Flurnamen der Stadt und des Landkreises Celle
1381 - 1386 Bekelinge - Aus: Verdener Geschichtsquellen: Bischof Johann von Verden belehnt den Herzog Wenzlaus von Sachsen und Lüneburg mit den Lehen der Kirche Verden
1402 Bekelingh - Hanseatisches Urkundenbuch (möglicherweise Becklingen bei Dahlenburg, s.u.)
1489 Bekelingh - Urkundenbuch des Kloster St. Johannis zu Walsrode (Walsroder Urkundenbuch) Urkunde 315 Reg. de 1489
1520 Bekelingk - Urkundenbuch des Kloster St. Johannis zu Walsrode (Walsroder Urkundenbuch) Urkunde 360 Reg. de 1520
1542 Bekelingk - Urkundenbuch des Kloster St. Johannis zu Walsrode (Walsroder Urkundenbuch) Urkunde 380 Reg. de1542
ab 1557 Bekeling - es finden sich vermehrt Einträge mit Bekeling, Bekelinge und Bekelingen
ab 1598 Beckling - vermehrt Schreibweisen mit "ck", so auch in der Musterrolle Bergen von 1606
1630 Bekelingen - Entwicklung zu "en"
ab 1650 setzt sich die Schreibweise Becklingen durch, vereinzelt taucht noch Bekelingen oder Beckling auf.


Bundesweit gibt es noch einen weiteren Ort, der zumindest heute identisch auch „Becklingen“ heißt: Becklingen bei Dahlenburg im Landkreis Lüneburg.
Dieser Ortsname dort hatte eine ähnliche Wandlung: Bekeling (1402) – Bekelinghe (1435) – Bekelinge (1558)
Eine Wandlung von Beke~ zu Beck~ ist bei uns erstmal 1495 zu verzeichnen, aber erst Mitte des 16. Jh. setzt sich die Schreibweise Beck~ durch, auch bei Becklingen/Dahlenburg.
Doch woher kommt nun Beke~ oder Beck~ ?

Hierzu gibt es in der Literatur verschiedene Deutungen:
 
1. die am meisten vertretene Ableitung: Personenname Becco, Beko, Bekil(o) oder ähnlich

Die gängigste Theorie ist eine Ableitung von einem (patronymischen) Namen, die mit dem personenbezogenen ~ing(en) Ableitung wahrscheinlich erschien und auch in Bezug auf die Entstehungszeit der ~ing(en) Ortsnamen paßte. Demnach deutete man, daß sich eine Person namens Becco, Becko, Beko oder Bekil(o) niederließ und mit seiner Sippe (Becco~inga – die Leute des Becco) diese Siedlung mit heutigem Namen Becklingen gründete. Diese These wurde auch von den Sprachwissenschaftlern Berger und Udolph vertreten.
 
Im friesischen Bereich gibt es heute noch die weiblichen Vornamen Beke oder Beeke, die die niederdeutsch-friesische Koseformen von Elisabeth, gelegentlich auch von Beate oder Berta, darstellen und entsprechend abgeleitet sein könnten. Allerdings sind weibliche Ortsnamensbildungen weitaus seltener.
 
Im Schatzregister Celle von 1438 findet sich für Wietzendorft der Eintrag zum Hofbewohner  Beke 4 Schillinge. Diese Aufzeichnung zeigt, dass solche Vornamen existierten und die Ableitung des Ortes von einem Personennamen somit möglich gewesen sein kann. Für Becklingen allerdings sind keinerlei Zeugnisse und Urkunden vorhanden, die auf einen Bewohner mit einem solchen oder ähnlichem Namen schließen lassen und wenn, dann liegt die Ortsgründung vermutlich vor den ersten Urkunden, die solch kleine Orte oder einzelne Höfe erwähnt haben.

2. eine oft vertretene, aber meist verworfene Ableitung: Der niederdeutsche Begriff Beke – für Bach
 
Alle alten Schreibweisen des Ortes sind Beke~ und nicht Beck~.  So kann man auf den niederdeutsche Ausdruck Beke oder Beeke für Flüsschen oder Bach (auch Bäke, Beek, Beeke etc.) kommen, heute noch im Friesischem zu finden oder gar im holländischen beek = Bach. Ein Zusammenhang mit den Wörtern -bek(en), -beck, -beke etc. besteht. Bereits im altsächsischen Wörterbuch findet sich ·beki m. †, Bach, in Ortsnamen. So gibt es die Beke (als Flussname) bei Paderborn, bei Warnow oder bei Einbeck oder die Becke mehrfach im Nord-Rhein-Westfalen. Im Nordwestdeutschen ist „die Beke“ nach wie vor ein Bach, in unserer Gegend ist der Begriff vielmehr durch das deutsche „Bach“ ersetzt und nicht mehr gebräuchlich.
Da die frühen Siedlungen Wasser als Grundlage benötigten und auch Siedlungen nach Gewässern bezeichnet wurden, könnte Becklingen also folglich auch Siedlung an einem Wasserlauf" bedeuten. Hier trifft die Theorie Vennemann zu. So wird zum Beispiel der Ortsname Beckel bei Delmenhorst (Landkreis Oldenburg-Land) zurückgeführt auf 1189 Beklo, 1250 Beklon, 1211 Bekelen, 1288 Bekele, um 1289 Beklo, 1290 Becklen, um 1360 Bekele und heißt soviel wie "bēk(e)" ("Bach") und "-loh" ("Wald“), also "Wald am Bach"; gemeint ist hier die Delme.

Bleibt letztlich nur die Frage nach einem Bach bei Becklingen ?
 
Aufzeichnungen der Becklinger Schulchronik greifen diese Namensherkunft ebenfalls auf, allerdings wird diese aufgrund der Tatsache, daß es in und um den Ort keinen Bach oder Fluß gibt bzw. gab, wieder verworfen. Es ist aber nicht uninteressant zu hinterfragen, ob es nicht zur Zeit der Ortsgründungen vor 1000 Jahren oder gar länger, einen Bach, der vom Becklinger Holz hinunter ins Becklinger Moor floß, gegeben haben könnte, zwischenzeitlich durch Jahrhunderte versiegt, ausgetrocknet und längst vergessen und nicht überliefert. Bei starkem Regen gibt es bis heute noch Wasserläufe auf den Straßen, die vornehmlich von Rippenabfahrt bzw. der Engen Straße runter in Richtung und durchs Dorf laufen.

Die Landschaft unterlag stehts Wandlungen, hatte eine Kalt- und Warmphasen im ersten Jahrtausend, ab 250 n.Chr. sanken die Temperaturen, Niederschlag stieg um mehr als 70% an. Erst zu Beginn des 6. Jahrhunderts begann es wieder mäßig zu werden. Betrachtet man unter diesem Klimaaspekt die Völkerwanderungsbewegungen, dann mit zunehmender Wärme die ersten Ortsgründungen, so sollte man auch in Betracht ziehen, daß es zur Gründungszeit hier durchaus einen Bach oder Fluß gegeben haben konnte.

Indizien dafür sind z.B. die verbliebenen Ursrünge der Flüsse bzw. Bäche Meiße und Wietze. Die Wietze entspringt östlich von Moide und fließt von dort in südlicher Richtung nach Wietzendorf. Es münden hier weitere Bäche ein, die Aue, die wiederum zwei Quellbäche hat: Hötzinger Aue von Stübeckshorn und die Alvernsche Aue, nordwestlich von Alvern. Auch die Endmoränen im Gebiet des Falkenberges bei Wardböhmen spielen eine Rolle. Da der große Teil von ihnen im „Becklinger Holz " liegt, bilden sie einen mehrfach gestaffelten und in sich stark gegliederten Rücken mit Höhen von bis zu 150m übNN (Falkenberg 146,9m, Haken-Berg 143,3m, Buller-Berg 139,6m). Richtung Becklingen besteht ein steilerer Abfall, nach Südwesten ein flacherer.
 
Ein weiteres Indiz:  

Ende der 90ger Jahre pflügte der Bauer Gerhard Harms sen. im Becklinger Moor beim Kultivieren von Ödland alte Eichenstämme hoch. Die Stämme waren hart wie Stein und dunkel bläulich gefärbt. Mein Vater und ich haben dünne Scheiben dieser Stämme mit den Jahresringen abgeschnitten und später beim Albrecht-v.-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften in Göttingen untersuchen lassen. Das Gutachten liegt im Original vor. Drei Stämme konnten datiert werden. Sie sind mit ihrer Anzahl an Jahrringen und den Datierungen für die jeweils ältesten Jahrringe (Keimung) und jüngsten Jahrringe (Tod) wie folgt einzuordnen:
 
Stamm 1: 188 Jahrringe ältester Ring 454 v. Chr. jüngster Ring 267 v. Chr.
Stamm 2: 178 Jahrringe ältester Ring 452 v. Chr. jüngster Ring 274 v. Chr.
Stamm 3: 151 Jahrringe ältester Ring 422 v. Chr. jüngster Ring 271 v. Chr.
 
Der älteste Stamm ist damit über 2450 Jahre alt und hat zu Lebzeiten ein Alter von 188 Jahren erreicht. Das Gutachten bestätigte, dass es sich um Eichenstämme handelt. Weiter heißt es: „Die sehr ähnliche Zeitstellung bei den Keimungen und Absterbedaten belegt, dass im Niederungsgebiet des (Becklinger) Moores wohl über knapp 200 Jahre trockene Verhältnisse geherrscht haben, bis das aufwachsende Hochmoor den in dieser Zeit gewachsenen Wald „erstickte“. Damit liefern die Becklinger Eichen einen wichtigen Beitrag zur Moor- und vermutlich auch Klimageschichte in Niedersachsen.“ Das Moor oder Wasser muß übrigens relativ rasch gestiegen sein, so dass diese Eichen ihren Halt verloren, umfielen und im Wasser konserviert wurden.
 
Fazit: Die Endmoränenlandschaft mit ihren Höhenunterschieden und die beginnende Änderung der Vegetation vor etwa 2300 Jahren schließen einen Bach- oder Flusslaufes vom Becklinger Holz in Richtung Moor zur Zeit der Ortsgründung nicht gänzlich aus, wohlwissend allerdings, daß die hiesigen Siedlungen erst rund 1000 Jahre nach diesem Vegetationwechsel entstanden sind.  

Für eine solche Ortsnamenthese kann auch sprechen, daß die Namen der Nachbardörfer Wardböhmen und Bleckmar auch "örtlichkeitsbezogen" sind: de warthe bomen (die Warte bei den Bäumen) und blecmari (mnd : blêk (bleich, blaß) und germ. : mar(i) (Supmfp, Morast, Binnensee). Und war Oehus nicht eine Insel im Sumpf?
 
3. Ableitung bei Becklingen (Dahlenburg): von "von einem Gebüsch umgeben"
 
Der Ort Becklingen bei Dahlenburg (LG) wird interpretiert, daß es offenbar ein Dorf war, "das mit einem "Gebück", einem Zaun aus ineinander geflochtenen Zweigen umgeben war, etwa von Hainbuchen, die in gewisse Höhe gekappt wurden und deren ausschlagend Triebe bis zur Erde "gebückt" und zu einem Dickicht verflochten wurden; ähnlich verhält es sich mit Orten wie „Hagen“ oder „Häcklingen“, die durch eine Umzäunung eingehegt waren, sowie mit Riecklingen, das von einer "rike" oder „reke“ (von niederdeutsch „rige“: die „Reihe“), einer lebenden (Dornen-) hecke umgeben war."
 
Diese Deutung nimmt Dr. Ludwig Schneider in seinem Buch zum Ort Becklingen bei Dahlenburg vor. Diese These, die sich auf alltägliche Gebrauchsgegenstände bezieht, dürfte m. E. am wenigsten haltbar sein.

Im weiteren Verlauf seiner Deutungen verweist auch er auf die Variante beck = Bach: So wie in vielen Fällen Flurnamen auf die in den Fluren entstandenen Siedlungen über gegangen sind, ist es mehrfach auch mit den Namen von Bächen geschehen. Daß Orte wie Ehlbeck, Melbeck, Radenbeck, Scharnebeck, Schwindebeck, Steinbeck oder Sülbeck ihren Namen einem Bach verdanken, läßt schon die Zusammensetzung dieser Namen mit dem Wort „beck“ deutlich erkennen.“
 
4. "exotische" Ableitung: vom Bäckerhandwerk
 
Eine weitere, allerdings noch unwahrscheinlichere Theorie wird hier angesprochen: So ist ahd. peccho und mhd. becke die Bezeichnung für Bäcker oder Backen, die "Backung" oder das Recht zu backen, im obd. bach, beche, becke. Sofern man schriftlich Unterlagen darüber findet, stellt man zumeist eine andere Schreibweise fest:
1306: ... so giltet die beche wol 25 ß haller
1331: ...er swerre denne... das er an der becke nit mer gewinne danne vier phenninge...
14. Jh.: ez sol kein burger nicht mêr kornes în koufen dan ie ze zwein bechen
1576: ... item die dritte garve ... hatt ditt jair uitbracht an weiten ... 3 sesster 1 beck

Diese Variante dürfte auszuschließen sein, der Wortstamm ist ein anderer und sie findet sich auch in keinen anderen Unterlagen. Noch 1888 gab es im Dorf übrigens keinen niedergelassenen Handwerker.

5. Aktuell und am wahrscheinlichsten: eine Stellenbezeichnung/Ortsbezeichnung in Bezug auf das Becklinger Holz, dem Höhenrücken

2023 erschien das Buch"Die Ortsnamen des Landkreises Celle" von Josef Dolle und Michael Flöer, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2023. Auf Seite 33 ff ist die Deutung des Ortsnamen Becklingen zu finden. Auch hier werden die zuvor genannten Theorien über Personen- bzw. Gewässernamen aufgegriffen und auch verworfen. Die Verfasser sehen eine Ortsnamenbildung "mit dem Suffix ~lingi. Die Ableitungsbasis gehört zu as. (altsächsich) bak 'Rücken', mnd. (mittelniederdeutsch) bak 'Rücken', Schulter, der Hintere... . ... Ein PN (Personenname) ist als Ableitungsbasis wenig wahrscheinlich ... ein PN wie *Bakil(o) oder *Bekil(o) ist nicht belegt und auch nicht zweifelsfrei zu erschließen." Weiter wird erklärt, daß der Ortsname zunächst im Singular erscheint (Bekelinge) und erst später auf den Plural (~en) übergeht.

Da ein Bach aus topografischen Gründen sehr unwahrscheinlich ist, bietet "Ein Anschluss [...] dagegen das auch von Udolph gemeinte as. bak 'Rücken' ... das in der ON (Ortsnamen)-Gebung auch der bildlichen Bezeichnung von Geländeerhebungen dient." Der Höhenrücken, der Bergrücken. Treffend wird zusammengefaßt: Becklingen liegt unmittelbar östl. eines von Norden nach Süden verlaufenden kleinen Höhenrückens, der seinerseits einen westl. Ausläufer des hügeligen Becklinger Holzes mit noch höheren Erhebungen bildet. In dieser Lage ist die Motivation zu suchen."

Becklingen ist also eine "neutrale Stellenbezeichnung", mit dem Suffix (Ableitungs- bzw. Nachsilbe) ~lingen (~lingi].
Zu den Nachsilben ~ingen oder ~lingen gibt es seitenlange wissenschaftliche Ausarbeitungen, wobei es immer wieder zu hinterfragen und zu prüfen ist, ob das ~l  zur Nachsilbe oder zum Grundwort (als Form einer Verkleinerung, Verniedlichung) gehört.

Abschließend -einfach erklärt- könnte man Becklingen wie folgt deuten: die Leute am (kleinen) Bergrücken.



 
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